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Kurt Prödel – Klapper

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Der Protagonist von Kurt Prödels Debütroman heißt eigentlich Thomas. Doch seit ein Wachstumsschub dem 15-Jährigen knackende Gelenke beschert hat, verspottet ihn die ganze Klasse nur noch als „Klapper“. Grund genug für den Computerfreak, seine Freizeit konsequent in einer pixeligen Parallelwelt zu verbringen; Freundschaften kennt Klapper nur vom Hörensagen.

Gemeinsame Leidenschaft: Ballerspiele

Sein Status als Außenseiter und Mobbingopfer ändert sich erst, als zu Beginn des neuen Schuljahres ein etwas merkwürdiges Mädchen dazukommt: eine burschikose Sitzenbleiberin, die sich „Bär“ nennt – und sich ausgerechnet neben Klapper setzt. Der weiß erst gar nicht, wie ihm geschieht; voller Ängste und Komplexe flüchtet er sich in pseudocooles Schweigen. Das Eis zwischen ihm und Bär bricht erst, als sich herausstellt, dass die beiden eine Leidenschaft teilen, Ballerspiele.
Was zockst du eigentlich?“ Klapper zuckte. Die Frage war viel zu intim. „Ähhhh.“ „Komm schon, jetzt tu nicht so. Man sieht doch aus 100 Kilometern, dass du ein Gamer bist.“ „Warum denkst du das?“ „Schlaksig, hängende Arme, krummer Nacken. Klassischer Gamerneck. Das kommt nicht von selbst, das erarbeitet man sich, indem man den ganzen Tag vorm Bildschirm hängt.“ Ihre Analyse war treffend und brutal.

Quelle: Kurt Prödel – Klapper

Vorzeitiges Ende einer Freundschaft

Nicht lange, und beide basteln an Bärs Rechner gemeinsam an einer Karte ihrer Schule – als Vorlage für eine digitale Spielwiese für Counter-Strike, dem berüchtigten Ego-Shooter. Was 2011, auf dem Höhepunkt der Debatte um Killerspiele und jugendliche Amokläufer, nicht gerade die brillanteste Idee ist, wie sich noch zeigen wird. Doch es ist der Beginn einer Beziehung voller Möglichkeiten und Versprechen – der aber nur wenig Zeit vergönnt ist. Prödels traurigschöner Coming-of-Age-Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Die eine, umfangreichere, erzählt die kurze, allzu kurze Geschichte dieser Freundschaft. Die andere spielt 14 Jahre später. Klapper ist erwachsen, zumindest äußerlich. Er führt ein tristes Single-Leben und ist immer noch ein Außenseiter, nur eben jetzt in einem Unternehmen, als IT-Experte – als wäre die Zeit für ihn innerlich stehengeblieben. An seine Freundschaft mit Bär erinnert er sich eher unfreiwillig. Aus einer Laune heraus loggt er sich in seinen alten Counter-Strike-Zugang ein, nur um dort über Bärs altes Profilbild zu stolpern.
Klapper stockt und nimmt seine Finger von der Maus. Seine Augen schimmern, als wäre er ein Archäologe, der ein digitales Fossil entdeckt hat. Der Account heißt BÄR und hat einen kleinen Vermerk. BÄR, offline seit 4891 Tagen.

Quelle: Kurt Prödel – Klapper

Digitalisierte Wahrnehmung

Kurt Prödels flott zu lesendes 250-Seiten-Debüt ist voller skurriler Szenen und Humor. Für letzteren sorgt nicht zuletzt die sozusagen digitalisierte Wahrnehmung seines Personals: Da sieht ein aufgeräumtes Wohnzimmer für Klapper aus wie „frisch formatiert“, und wenn er sich vor seiner provokationsfreudigen Mitschülerin wieder in sein Schneckenhaus zurückflüchtet, sieht Bär einen hängenbleibenden Ladebalken über seinem Kopf schweben. Der Roman des 34-jährigen Kölners überzeugt aber auch mit geschickt gesetzten Perspektivwechseln. Denn diese ermöglichen den Leserinnen und Lesern etwas, was den beiden jugendlichen Protagonisten verwehrt bleibt: zu sehen, was beim jeweils anderen tatsächlich los ist. Gerade Klapper, gefangen in einem klaustrophobischen Elternhaus, glaubt in Bärs hipper, chaotischer Großfamilie das ersehnte Gegenmodell gefunden zu haben. Dass die Meiers aus dem „Bonzenviertel“ auf ihre Weise genauso dysfunktional sind wie seine eigene Familie, dass Bär in der Rolle einer Ersatzmutter für ihre Geschwister heillos überfordert ist, bleibt ihm bis zuletzt verborgen. Und somit auch der Grund für Bärs häufige Stimmungsschwankungen. Mit „Klapper“ hat Kurt Prödel einen erfrischenden Coming-of-Age-Roman vorgelegt, der der Figur des nerdigen Zockers und Gamers ein sympathisches Denkmal setzt.
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Gemeinsame Leidenschaft: Ballerspiele

Sein Status als Außenseiter und Mobbingopfer ändert sich erst, als zu Beginn des neuen Schuljahres ein etwas merkwürdiges Mädchen dazukommt: eine burschikose Sitzenbleiberin, die sich „Bär“ nennt – und sich ausgerechnet neben Klapper setzt. Der weiß erst gar nicht, wie ihm geschieht; voller Ängste und Komplexe flüchtet er sich in pseudocooles Schweigen. Das Eis zwischen ihm und Bär bricht erst, als sich herausstellt, dass die beiden eine Leidenschaft teilen, Ballerspiele.
Was zockst du eigentlich?“ Klapper zuckte. Die Frage war viel zu intim. „Ähhhh.“ „Komm schon, jetzt tu nicht so. Man sieht doch aus 100 Kilometern, dass du ein Gamer bist.“ „Warum denkst du das?“ „Schlaksig, hängende Arme, krummer Nacken. Klassischer Gamerneck. Das kommt nicht von selbst, das erarbeitet man sich, indem man den ganzen Tag vorm Bildschirm hängt.“ Ihre Analyse war treffend und brutal.

Quelle: Kurt Prödel – Klapper

Vorzeitiges Ende einer Freundschaft

Nicht lange, und beide basteln an Bärs Rechner gemeinsam an einer Karte ihrer Schule – als Vorlage für eine digitale Spielwiese für Counter-Strike, dem berüchtigten Ego-Shooter. Was 2011, auf dem Höhepunkt der Debatte um Killerspiele und jugendliche Amokläufer, nicht gerade die brillanteste Idee ist, wie sich noch zeigen wird. Doch es ist der Beginn einer Beziehung voller Möglichkeiten und Versprechen – der aber nur wenig Zeit vergönnt ist. Prödels traurigschöner Coming-of-Age-Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Die eine, umfangreichere, erzählt die kurze, allzu kurze Geschichte dieser Freundschaft. Die andere spielt 14 Jahre später. Klapper ist erwachsen, zumindest äußerlich. Er führt ein tristes Single-Leben und ist immer noch ein Außenseiter, nur eben jetzt in einem Unternehmen, als IT-Experte – als wäre die Zeit für ihn innerlich stehengeblieben. An seine Freundschaft mit Bär erinnert er sich eher unfreiwillig. Aus einer Laune heraus loggt er sich in seinen alten Counter-Strike-Zugang ein, nur um dort über Bärs altes Profilbild zu stolpern.
Klapper stockt und nimmt seine Finger von der Maus. Seine Augen schimmern, als wäre er ein Archäologe, der ein digitales Fossil entdeckt hat. Der Account heißt BÄR und hat einen kleinen Vermerk. BÄR, offline seit 4891 Tagen.

Quelle: Kurt Prödel – Klapper

Digitalisierte Wahrnehmung

Kurt Prödels flott zu lesendes 250-Seiten-Debüt ist voller skurriler Szenen und Humor. Für letzteren sorgt nicht zuletzt die sozusagen digitalisierte Wahrnehmung seines Personals: Da sieht ein aufgeräumtes Wohnzimmer für Klapper aus wie „frisch formatiert“, und wenn er sich vor seiner provokationsfreudigen Mitschülerin wieder in sein Schneckenhaus zurückflüchtet, sieht Bär einen hängenbleibenden Ladebalken über seinem Kopf schweben. Der Roman des 34-jährigen Kölners überzeugt aber auch mit geschickt gesetzten Perspektivwechseln. Denn diese ermöglichen den Leserinnen und Lesern etwas, was den beiden jugendlichen Protagonisten verwehrt bleibt: zu sehen, was beim jeweils anderen tatsächlich los ist. Gerade Klapper, gefangen in einem klaustrophobischen Elternhaus, glaubt in Bärs hipper, chaotischer Großfamilie das ersehnte Gegenmodell gefunden zu haben. Dass die Meiers aus dem „Bonzenviertel“ auf ihre Weise genauso dysfunktional sind wie seine eigene Familie, dass Bär in der Rolle einer Ersatzmutter für ihre Geschwister heillos überfordert ist, bleibt ihm bis zuletzt verborgen. Und somit auch der Grund für Bärs häufige Stimmungsschwankungen. Mit „Klapper“ hat Kurt Prödel einen erfrischenden Coming-of-Age-Roman vorgelegt, der der Figur des nerdigen Zockers und Gamers ein sympathisches Denkmal setzt.
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