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Woran wir uns nicht erinnern wollen: Maddalena Vaglio Tanet und ihr Debütroman „In den Wald“
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Italien ist das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, und wie immer fällt der erste Blick auf viel Gebüsch, wenn nicht gleich einen ganzen Wald von Neuerscheinungen, in dem man nach und nach einzelne Bäume ausmachen kann. Darunter sind ehrwürdige Eichen wie Dantes „Göttliche Komödie“ die in einer Neuübersetzung herauskommt, oder Boccaccios „Dekameron“. Es gibt Geschichten aus Rom, Mailand und Neapel, Geschichten vom Dorf und Geschichten vom Berg, Geschichten aus dem Vatikan oder aus einem italienischen U-Boot im Jahr 1940, außerdem Hommagen an Venedig oder Beschwörungen von Venedigs Untergang.
„In den Wald“, so der Titel des Debütromans von Maddalena Vaglio Tanet, erzählt eine Dorfgeschichte aus Piemont, das Jahr ist 1970. Zwei Ereignisse erschüttern das Dorf gleichzeitig: Ein elfjähriges Mädchen hat sich durch einen Sprung in den Wildbach das Leben genommen – und ihre Lehrerin verschwindet spurlos. Wir Leser wissen von Anfang an, dass die 42-jährige Silvia, eine alleinstehende Frau, die als Sonderling gilt, in den nahen Wald gegangen ist und sich dort ein abgelegenes Plätzchen gesucht hat, um allein zu sein. Aber es ist mehr als eine Denkpause, denn Silvia kommt nicht wieder, sie will wohl tatsächlich verschwinden. Während ihre Angehörigen und die Dorffeuerwehr sie suchen, wird die einsame Frau eins mit ihrer Umgebung, den Blättern, den Tierchen, den Geräuschen, dem Regen, dem Wechsel von Tag und Nacht, und fast wäre es um sie geschehen, wenn nicht ein Kind ihr Geheimnis entdecken würde.
Maddalena Vaglio Tanet, geboren 1985, hat bisher Lyrik sowie Kinderbücher veröffentlicht. Sie hat viele Jahre in Berlin gelebt und wohnt gegenwärtig in den Niederlanden. Dies ist ein Roman über ihre Heimat, und dass sie jeden Winkel davon kennt, zeigt die völlig unangestrengte Weise, in der sie uns durch das Dorf und seine Umgebung führt und das kleine Biotop mit seinen menschlichen Unterströmungen – Liebe, Groll, Rangeleien, Geheimnis und Einsamkeit – vor uns aufblättert. Ein faszinierender erster Roman.
„In den Wald“ von Maddalena Vaglio Tanet, übersetzt von Annette Kopetzki, ist im Suhrkamp Verlag erschienen, hat 304 Seiten und kostet 24 Euro.
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Italien ist das Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, und wie immer fällt der erste Blick auf viel Gebüsch, wenn nicht gleich einen ganzen Wald von Neuerscheinungen, in dem man nach und nach einzelne Bäume ausmachen kann. Darunter sind ehrwürdige Eichen wie Dantes „Göttliche Komödie“ die in einer Neuübersetzung herauskommt, oder Boccaccios „Dekameron“. Es gibt Geschichten aus Rom, Mailand und Neapel, Geschichten vom Dorf und Geschichten vom Berg, Geschichten aus dem Vatikan oder aus einem italienischen U-Boot im Jahr 1940, außerdem Hommagen an Venedig oder Beschwörungen von Venedigs Untergang.
„In den Wald“, so der Titel des Debütromans von Maddalena Vaglio Tanet, erzählt eine Dorfgeschichte aus Piemont, das Jahr ist 1970. Zwei Ereignisse erschüttern das Dorf gleichzeitig: Ein elfjähriges Mädchen hat sich durch einen Sprung in den Wildbach das Leben genommen – und ihre Lehrerin verschwindet spurlos. Wir Leser wissen von Anfang an, dass die 42-jährige Silvia, eine alleinstehende Frau, die als Sonderling gilt, in den nahen Wald gegangen ist und sich dort ein abgelegenes Plätzchen gesucht hat, um allein zu sein. Aber es ist mehr als eine Denkpause, denn Silvia kommt nicht wieder, sie will wohl tatsächlich verschwinden. Während ihre Angehörigen und die Dorffeuerwehr sie suchen, wird die einsame Frau eins mit ihrer Umgebung, den Blättern, den Tierchen, den Geräuschen, dem Regen, dem Wechsel von Tag und Nacht, und fast wäre es um sie geschehen, wenn nicht ein Kind ihr Geheimnis entdecken würde.
Maddalena Vaglio Tanet, geboren 1985, hat bisher Lyrik sowie Kinderbücher veröffentlicht. Sie hat viele Jahre in Berlin gelebt und wohnt gegenwärtig in den Niederlanden. Dies ist ein Roman über ihre Heimat, und dass sie jeden Winkel davon kennt, zeigt die völlig unangestrengte Weise, in der sie uns durch das Dorf und seine Umgebung führt und das kleine Biotop mit seinen menschlichen Unterströmungen – Liebe, Groll, Rangeleien, Geheimnis und Einsamkeit – vor uns aufblättert. Ein faszinierender erster Roman.
„In den Wald“ von Maddalena Vaglio Tanet, übersetzt von Annette Kopetzki, ist im Suhrkamp Verlag erschienen, hat 304 Seiten und kostet 24 Euro.
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