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Daniel Brössler: „Emotionen in der Politik sind Scholz suspekt“

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Im vergangenen Jahr ist Daniel Brössler, Leitender Redakteur in der Parlamentsredaktion der „Süddeutschen Zeitung“, mit dem angesehenen Theodor-Wolff-Preis für einen Text über Olaf Scholz und seine Zeitenwende-Rede ausgezeichnet worden. Jetzt hat er etwas getan, was angesichts der stark gesunkenen Popularitätswerte des Kanzlers nicht risikolos ist: Er hat ein Buch über den Kanzler geschrieben, erst das dritte, das es über Olaf Scholz gibt. „Ein deutscher Kanzler: Olaf Scholz, der Krieg und die Angst“ ist halb Biographie, halb Dokumentation der ersten zwei Regierungsjahre, in denen Brössler mit dem Hamburger überall auf der Welt unterwegs war - und für sein Buch auch zu Hintergrundgesprächen im Bundeskanzleramt empfangen wurde. „Scholz ist ein Regierungschef, der seine Politik oft nicht erklärt, sondern davon ausgeht, dass man ihm vertraut“, sagt der Autor, dem es in seinem Buch gut gelingt, den „Politiker, der den Deutschen Rätseln aufgibt“ einzuordnen. Das liest sich dann so: „Der Mann, der das Land regiert, ist ein Politiker mit Eigenheiten. Er verfügt, das hat er schon als Jungsozialist bewiesen, über ein strategisches Geschick in politischen Machtkämpfen und einen scharfen Intellekt. Zugleich ist er kein Mensch, dem die Herzen zufliegen, und keiner, der sich leicht anderen öffnet. Emotionen in der Politik sind ihm suspekt. Scholz gehört zum Typus des Distanzpolitikers. Sein spröder Charme hat sich den Deutschen sicher nicht erst im Amt offenbart. Erfolgreich ist er nicht, weil die Leute ihn besonders mögen. Er ist es dann, wenn sie ihm besondere Fähigkeiten zutrauen. Die Bundestagswahl 2021 hat er mit dem Image des soliden Finanzpolitikers gewonnen. Der Sieg gegen alle Vorhersagen war sein Triumph – und wurde ihm zugleich zum Verhängnis. Die Tatsache, dass er so, wie er war, Kanzler werden konnte, hat ihn darin bestärkt, dass er so, wie er ist, als Kanzler bleiben kann.“ Tatsächlich war (und ist?) das ein Hauptargument, das Scholz in der Vergangenheit all jenen entgegen gesetzt hat, die versucht haben, seine Kommunikation beziehungsweise sein Image zu verändern. Etwas, was die Deutschen nicht erleben werden, so Brössler: „Scholz wird kein mitreißender Redner mehr.“ Und weiter: „Für Scholz ist das Reden nicht Teil des eigentlichen Regierens. Das findet nach seiner Auffassung in seinem Amtszimmer und in Konferenzräumen statt, nicht auf Bühnen. Am liebsten würde Scholz nur sprechen, wenn er etwas zu verkünden hat. Sein Vertrauter Wolfgang Schmidt (der Kanzleramtsminister, d. Red.) zitiert gern Bismarcks Diktum, die Menschen würden besser schlafen, wenn sie nicht wüssten, wie Gesetze und Würste fabriziert werden.“ Scholz sieht das ähnlich und damit ganz anders als sein Vizekanzler, als Robert Habeck, der so wirkt, als könne man ihm beim Grübeln und Abwägen zuhören: „Scholz möchte nichts offenlegen, schon gar nicht sein Innerstes“, so Brössler. „Es liegt ihm fern, die Menschen an seinem Nachdenken teilhaben zu lassen.“


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