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Absolute Ruhe: Max Richters neues Album „In A Landscape“

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Tiefenentspannung oder Tortur für Klassik-Experten?

Sollten Sie je in die Situation kommen, dass Sie als Ermittler einen mordverdächtigen über Brahms promovierten Musikwissenschaftler zu verhören haben, dann sollten Sie ihn mit dieser Musik beschallen: Nach ein paar Stunden wird der Brahmsologe alles gestehen, was Sie wollen. Oder könnte es passieren, dass der verdächtige Brahmsdoktor doch ganz andere Seiten in sich entdeckt? Dass er sich tiefenentspannt, durchatmet, entgleitet in Morpheus‘ bergende Hände, den seligen Schlaf? Da wäre der britische Komponist Max Richter wahrscheinlich gar nicht beleidigt. Denn immerhin hat er auch schon mal das achtstündige Werk „Sleep“ komponiert – ein „Wiegenlied für die Entschleunigung des Lebens“, so der Komponist. Ich durfte es 2016 eine Nacht lang live in einem alten Kraftwerk hören, von einem Bett aus, und ehrlich, das war eine der tollsten Erfahrungen meines Konzertlebens. Die erquicklichste, bekömmlichste Droge, die man im Berliner Nachtleben konsumieren kann.

Sanfte musikalische Verschiebungen

Die längsten Tracks auf Max Richters neuem Album „In A Landscape“ sind allerdings keine acht Stunden lang, sondern nur um die acht Minuten – für Klassik eher kurz, für Pop relativ lang. Trotzdem ist es schwierig, hier einen symptomatischen Schnipsel auszuwählen, eine radiotaugliche „schöne Stelle“. Denn diese Musik entfaltet ihren Reiz (oder ihre Folter) erst in der vielfachen Wiederholung, dem langsamen Hinzufügen von Schichten, sanften Verschiebungen. Der seifige Kommentar, mit dem die Deutsche Grammophon das neue Album ihres Neoklassikstars begleitet, ist allerdings ein Ausbund an unfreiwilliger Komik. Das klingt wie ChatGPT vom Feinsten:
Dieses Album markiert eine bedeutende Entwicklung in Richters musikalischem Werdegang, da er sich intensiver mit Themen wie Optimismus und der Polarität des Lebens und menschlicher Emotionen auseinandersetzt, begleitet von einer tieferen Erkundung elektronischer Klänge und Feldaufnahmen.

Quelle: Deutsche Grammophon zu Max Richters Album „In A Landscape“

Diese Musik braucht Zeit und Ruhe

Max Richter selbst sagt, ihm gehe es um Verbindung und Versöhnung von Polaritäten: Elektronik und akustische Instrumente, Natur und Mensch, das Ganze mit dem Persönlichen. Nun, lassen wir dieses Wuppen der großen Fragen mal so dahingestellt und gehen einfach ein paar Nummern kleiner ran: Manches finde ich einfach wunderschön, etwa dieses Stück „And Some Will Fall“. Das einfach als „Hintergrundmusik“ zu hören, als wohlige Klangtapete, wäre meines Erachtens ein Missverständnis. Man muss sich schon die Zeit und Ruhe nehmen und sich ganz darauf einlassen, die Augen schließen, mitatmen. Die Gedanken schweifen lassen, wohin auch immer. Ich kann die Menschen absolut verstehen, denen das Frieden und Zuversicht gibt. Die Sonorität macht’s, die grundierenden Instrumente: Neben Max Richter selbst an Tasten und Elektronik ist in wechselnden Kombinationen ein Streichquintett mit doppelt besetztem Cello dabei, dazu fünf Bläser mit Bass- und Kontrabassklarinetten sowie Tenor- und Baritonsaxophon.

Max Richter trumpft mit absolut beharrlicher Ruhe auf

Eine ordnende Album-Struktur gibt es auch, zwischen jedem Musiktrack sind kurze Field Recordings zu hören, Feldaufnahmen von Schritten im Wald oder im Flughafengebäude, Stimmen von Menschen oder Vögeln. „Life studies“ („Lebensstudien“) nennt Richter sie. Manche sind anderthalb Minuten lang, andere nur 30 Sekunden. Also, wenn Ihnen manchmal selbst Philipp Glass und Steve Reich zu atonal sind, wenn Sie Arvo Pärt zu ereignisreich finden, wenn Sie mal die absolute beharrliche Ruhe suchen, dann sind Sie goldrichtig bei Max Richters neuem Album.
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Sollten Sie je in die Situation kommen, dass Sie als Ermittler einen mordverdächtigen über Brahms promovierten Musikwissenschaftler zu verhören haben, dann sollten Sie ihn mit dieser Musik beschallen: Nach ein paar Stunden wird der Brahmsologe alles gestehen, was Sie wollen. Oder könnte es passieren, dass der verdächtige Brahmsdoktor doch ganz andere Seiten in sich entdeckt? Dass er sich tiefenentspannt, durchatmet, entgleitet in Morpheus‘ bergende Hände, den seligen Schlaf? Da wäre der britische Komponist Max Richter wahrscheinlich gar nicht beleidigt. Denn immerhin hat er auch schon mal das achtstündige Werk „Sleep“ komponiert – ein „Wiegenlied für die Entschleunigung des Lebens“, so der Komponist. Ich durfte es 2016 eine Nacht lang live in einem alten Kraftwerk hören, von einem Bett aus, und ehrlich, das war eine der tollsten Erfahrungen meines Konzertlebens. Die erquicklichste, bekömmlichste Droge, die man im Berliner Nachtleben konsumieren kann.

Sanfte musikalische Verschiebungen

Die längsten Tracks auf Max Richters neuem Album „In A Landscape“ sind allerdings keine acht Stunden lang, sondern nur um die acht Minuten – für Klassik eher kurz, für Pop relativ lang. Trotzdem ist es schwierig, hier einen symptomatischen Schnipsel auszuwählen, eine radiotaugliche „schöne Stelle“. Denn diese Musik entfaltet ihren Reiz (oder ihre Folter) erst in der vielfachen Wiederholung, dem langsamen Hinzufügen von Schichten, sanften Verschiebungen. Der seifige Kommentar, mit dem die Deutsche Grammophon das neue Album ihres Neoklassikstars begleitet, ist allerdings ein Ausbund an unfreiwilliger Komik. Das klingt wie ChatGPT vom Feinsten:
Dieses Album markiert eine bedeutende Entwicklung in Richters musikalischem Werdegang, da er sich intensiver mit Themen wie Optimismus und der Polarität des Lebens und menschlicher Emotionen auseinandersetzt, begleitet von einer tieferen Erkundung elektronischer Klänge und Feldaufnahmen.

Quelle: Deutsche Grammophon zu Max Richters Album „In A Landscape“

Diese Musik braucht Zeit und Ruhe

Max Richter selbst sagt, ihm gehe es um Verbindung und Versöhnung von Polaritäten: Elektronik und akustische Instrumente, Natur und Mensch, das Ganze mit dem Persönlichen. Nun, lassen wir dieses Wuppen der großen Fragen mal so dahingestellt und gehen einfach ein paar Nummern kleiner ran: Manches finde ich einfach wunderschön, etwa dieses Stück „And Some Will Fall“. Das einfach als „Hintergrundmusik“ zu hören, als wohlige Klangtapete, wäre meines Erachtens ein Missverständnis. Man muss sich schon die Zeit und Ruhe nehmen und sich ganz darauf einlassen, die Augen schließen, mitatmen. Die Gedanken schweifen lassen, wohin auch immer. Ich kann die Menschen absolut verstehen, denen das Frieden und Zuversicht gibt. Die Sonorität macht’s, die grundierenden Instrumente: Neben Max Richter selbst an Tasten und Elektronik ist in wechselnden Kombinationen ein Streichquintett mit doppelt besetztem Cello dabei, dazu fünf Bläser mit Bass- und Kontrabassklarinetten sowie Tenor- und Baritonsaxophon.

Max Richter trumpft mit absolut beharrlicher Ruhe auf

Eine ordnende Album-Struktur gibt es auch, zwischen jedem Musiktrack sind kurze Field Recordings zu hören, Feldaufnahmen von Schritten im Wald oder im Flughafengebäude, Stimmen von Menschen oder Vögeln. „Life studies“ („Lebensstudien“) nennt Richter sie. Manche sind anderthalb Minuten lang, andere nur 30 Sekunden. Also, wenn Ihnen manchmal selbst Philipp Glass und Steve Reich zu atonal sind, wenn Sie Arvo Pärt zu ereignisreich finden, wenn Sie mal die absolute beharrliche Ruhe suchen, dann sind Sie goldrichtig bei Max Richters neuem Album.
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