Ein starker Hort in Schicksalsschlägen
Manage episode 455783809 series 1379901
Susanne wuchs in einer Bilderbuchfamilie auf: Mutter Lehrerin, Vater Arzt, vier Kinder. Alle gingen zum Kindergottesdienst. Die Mutter engagierte sich ehrenamtlich in der Kirche, der Glaube bedeutete ihr viel. Ihr Gottvertrauen färbte auf Susanne ab.
Dann erkrankte die Mutter an Krebs. Das unbeschwerte Familienleben endete abrupt. Es folgten OP, Bestrahlung, Chemo, das volle Programm. Später ein Rezidiv, ein Rückfall. Die Kinder erlebten mit, wie ihre geliebte Mama von Tag zu Tag schwächer wurde und schließlich starb. Susanne war sieben Jahre alt.
Die Pastorin der Kirchengemeinde hatte die Mutter im Sterben begleitet, und sie hatte nun auch die verwaisten Kinder im Blick. Half, wo sie konnte, bis hin zum Zähneputzen. Dann fand der Vater eine zweite Frau, Anna. Die schloss die Kinder liebevoll ins Herz. Nahm sie in den Arm, wenn sie traurig waren, freute sich mit über Erfolge, begleitete sie zum Schulfest und sorgte für regelmäßige Mahlzeiten. Die Kinder blühten wieder auf.
Und dann verunglückte Anna tödlich. Da war Susanne 12. Von diesem Schock erholte sich die Familie nur schwer. Der Vater, bis dahin warmherzig und mitfühlend, machte komplett zu. Dieser zweite Schicksalsschlag ließ ihn innerlich quasi vereisen. Er konnte seinen Kindern keine emotionale Wärme mehr geben.
Susanne schlug sich durch. Ihr Glaube hielt sie über Wasser. Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen. Dieser Bibelvers für heute aus Psalm 71 trifft genau für Susanne zu. In der Not ist Gott ihr Halt. Selbst in größtem Schmerz. Auch der Dichter des 71. Psalms erlebt Schweres. Er wird angefeindet, die Leute lästern über ihn ab, er hat große Angst. Aber von Jugend an vertraut er auf Gott, und daran will er auch in Krisen und Unglück festhalten. Bis ins Alter. Für ihn gibt es nichts Besseres.
Susanne hatte weiter Kontakt zu ihrer Pastorin. Die förderte und unterstützte das intelligente Mädchen. Schon in der neunten Klasse stand für Susanne fest, dass sie auch Pastorin werden würde. Und so kam es auch.
Im Studium hatte sie ihren Mann kennengelernt, die beiden bekamen ein Baby. Doch die Liebe hielt nicht. Kaum war das Kind auf der Welt, zerbrach die Ehe. Erneut ein schwerer Verlust für Susanne. Es tut auch heute, sechs Jahre später, immer noch weh. Und auch in dieser Trauer ist Gott ihr Halt. Ihr Glaube trägt sie durch.
Susanne ist eine engagierte Pastorin. Ihr Herz schlägt für die Arbeit mit Kindern und Familien. Auch bei der Notfallseelsorge arbeitet sie mit. Sie, die selber so schwere Notfälle erlitten hat, steht nun in der Notfallseelsorge anderen bei. Sie ist ihnen emotional sehr nah – und vermittelt zugleich: Du kommst da durch. Gott ist da.
Von Problemen lässt sie sich nicht unterkriegen. Meistens strahlt sie aus: Das kriegen wir hin.
Wie schafft sie das? Wie kann sie so positiv sein bei allem Schweren, das sie erlebt hat? Susanne sagt: „Ich habe so ein Grundgefühl des Gottvertrauens. Die Gewissheit: Egal, was ist, ich zerbreche nicht daran. Gott hält mich.“ Dieser Glaube wurde ihr von klein an in den Schoß gelegt.
Susanne hat keine Antwort darauf bekommen, warum ihre beiden Mütter gestorben sind, oder warum sie ihre Ehe nicht retten konnte. Aber sie glaubt, dass es bei Gott einen Sinn gibt. Oft versteht sie Gott nicht, doch sie weiß: Ich bin in seiner Hand. Er ist für mich da. Er ist mein starker Hort, zu dem ich immer fliehen kann.
Autor: Pastorin Luitgardis Parasie
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden
364 afleveringen